Der weibliche Zyklus: die Achterbahn der Natur


Während etwa eines Monats findet immer und immer wieder der gleiche Kreislauf im weiblichen Zyklus statt: Im Eierstock reift eine Eizelle in einem Eibläschen heran, nach zwei Wochen platzt das Bläschen und gibt die Eizelle frei. Diese wird vom beweglichen Ende des Eileiters, dem Fimbrientrichter, eingefangen und beginnt ihren Weg Richtung Gebärmutter. Wird sie auf diesem Weg von einem Spermium befruchtet, kann es mit etwas Wunder und Glück zu einer Schwangerschaft kommen. Wenn keine Schwangerschaft eintritt, kommt es zwei Wochen nach dem Eisprung zur Monatsblutung und der Kreislauf beginnt von Neuem.

Damit dieser Prozess ablaufen kann, müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein. Sind sie das, läuft das Uhrwerk fast unmerklich, und wir werden uns dessen kaum bewusst.

Achterbahn des Zyklus

Die erste Zyklushälfte bis zum Eisprung

Unsere Hypophyse, zu deutsch Hirnanhangsdrüse, steuert mit ihren Hormonen FSH und LH (Follikelstimulierendes Hormon und Luteinisierendes Hormon) die Arbeit der Eierstöcke: das Wachstum der Eibläschens beginnt unter der Einwirkung des FSH. Darin enthalten, sicher geborgen im Rand sitzend, die Eizellen. Zahlreiche Eibläschen beginnen mit dem Wachstum, die überwiegende Mehrzahl steigt aber wieder aus dem Rennen aus zugunsten des einen Bläschens, welches die Eizelle des Monats enthält.

Durch verschiedene Kontrollmechanismen erfährt die Hypophyse, wann die Eizelle reif ist und das Eibläschen prall und etwa zwei Zentimeter gross.

Zu diesem Zeitpunkt schüttet die Hypophyse eine Ladung LH aus. Der im Blut oder Urin gut messbare Peak entsteht. Dies ist das Zeichen für die Eizelle, die letzten Reifungsschritte zu durchlaufen und sich vom Rand in die Flüssigkeit des Bläschens zu begeben. Platzt nun das pralle Bläschen, wird die Eizelle aus dem Eierstock geschleudert.

Wie ein Zirkusartist, der durch die Manege fliegt und sanft im Netz landet, wird die Eizelle vom beweglichen Trichter am äusseren Ende des offenen Eileiters aufgefangen.

Dort bilden feinste Härchen einen weichen Teppich, auf dem die Eizelle Richtung Gebärmutter vorwärtsgleiten kann.

Viele Frauen stellen in diesen fruchtbaren Tagen eine Veränderung des Schleims am Gebärmutterhals fest. Er wird glasig klar und elastisch.

Die Lutealphase: alles ist möglich

Nach dem Eisprung beginnt unter der Wirkung des Gelbkörperhormons Progesteron der Umbau der Gebärmutterschleimhaut. Es wird ein bequemes Nest für einen Embryo gebildet.

Trifft die Eizelle auf ihrer fast einwöchigen Reise durch den Eileiter ein gesundes Spermium, können die beiden verschmelzen und eine Schwangerschaft entsteht.

Die allerersten Entwicklungsschritte von der befruchteten Eizelle zum Embryo finden bereits auf dem weiteren Weg in die Gebärmutter statt. Nach fünf bis sieben Tagen sucht sich der Embryo in der Gebärmutter eine Stelle zur Einnistung und kann dann weiter gedeihen und wachsen.

14 Tage nach dem Eisprung kann durch Messung des Schwangerschaftshormons bereits eine Schwangerschaft nachgewiesen werden.

Bleibt eine Befruchtung aus, wird nach zwei Wochen die nun nicht benötigte Gebärmutterschleimhaut abgestossen; es kommt zur Menstruation.

Der Tanz beginnt erneut.

Leider kann jeder einzelne Schritt in diesem genau einstudierten Ballett gestört sein. Häufig bleibt dies unbemerkt, bis sich ein Kinderwunsch nicht erfüllt.

Mit Ultraschall und Hormonbestimmungen können wir den weiblichen Zyklus analysieren und Stolpersteine entdecken, die einer Schwangerschaft im Wege stehen. Mit den Möglichkeiten der modernen Fortpflanzungsmedizin unterstützen wir Sie bei der Erfüllung Ihres Kinderwunsches.

Für viele Frauen – vor allem bei Kinderwunsch – ist der weibliche Zyklus eine Achterbahn der Gefühle: Hoch bis zum Eisprung, Tief je näher die erwartete oder befürchtete Blutung rückt.

Haben Sie Fragen zu Ihrem Zyklus? Gerne besprechen wir die Abklärungen und Therapiemöglichkeiten im persönlichen Gespräch.

Autor: Dr. med. Eva Müller-Stucki

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