PCO-Syndrom - Was bedeutet das genau?

PCO-Syndrom ist eine Abkürzung für Poly Cystische Ovarien Syndrom. Man meint damit eine erhöhte Anzahl von kleinen Eibläschen an den Eierstöcken der Frau.

Während der gesamten fertilen Lebensphase einer Frau kann es durch ein PCOS zu gynäkologischen Problemen kommen, wie z.B. Zylusstörungen, ausgeprägter Akne oder Körperbehaarung und natürlich auch unerfülltem Kinderwunsch. Mit Hilfe von verschiedenen Medikamenten kann man heute vielen Patientinnen ein gute und sichere Behandlung anbieten, um die Lebensqualität zu verbessern und um auch den Kinderwunsch zu erfüllen.

Gut zu wissen

Das PCOS ist die häufigste hormonelle Störung der Frau und betrifft etwas 8-13%. Die Ursache der sPCOS ist noch immer nicht vollständig geklärt. Eine erbliche Komponente gilt inzwischen als gesichert. Ebenfalls gesichert ist auch die Tatsache, dass Patientinnen mit PCOS diese Veranlagung an ihre Nachkommen weitergeben können.

Um ein PCO-Syndrom (PCOS) bei einer Frau sicher festzustellen, muss zunächst eine gründliche Untersuchung und Befragung durch einen Facharzt erfolgen. Folgende drei Symptome sind entscheidend, um ein PCO nachzuweisen:

  • verlängerte oder unregelmässige Zyklen von mindestens 35 Tage Länge
  • erhöhte männliche Hormone im Blut oder äusserliche Merkmale von vermehrter männlicher Hormonwirkung wie z.B. Akne, vermehrte Körperbehaarung, Ausfall der Kopfhaare
  • ein typischer Ultraschallbefund eines oder beider Eierstöcke bei PCOS

Nur wenn mindestens zwei von den drei oben genannten Symptomen zutreffen, darf die Diagnose PCOS gestellt werden. Da dies mitunter nicht ganz einfach ist, sollte die Diagnose von einem Facharzt gestellt oder bestätigt werden. Im Rahmen des PCOS werden häufig auch Übergewicht und Probleme mit dem Zuckerstoffwechsel festgestellt. Dies kann im späteren Leben zu einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck und Arterienverkalkung führen. Bisher weniger bekannt ist, das ebenfalls erhöhte Risiko von PCO-Patientinnen an einer Depression oder Angststörung zu erkranken.

 

Die häufigsten Merkmale

Akne, fettige Haut, vermehrtes Haarwachstum im Bereich des Körpers und beschleunigter Haarausfall im Bereich der Kopfhaut sind für eine Frau sehr belastende Symptome und führen häufig zu einer Vorstellung beim Arzt.

Auch eine dunkle Verfärbung der Haut an der Innenseite der Oberschenkel oder unter den Achseln (Akanthosis nigricans) können vorkommen.

Probleme mit dem Gewicht begleiten viele Patientinnen während ihres ganzen Lebens. Auch wiederholte Diäten haben nicht den gewünschten Effekt gebracht. In vielen Fällen gibt es auch Familienangehörige, die unter Diabetes mellitus leiden. Gut zu Wissen: Es gibt auch viele PCOS Patientinnen, die ein ganz normales Gewicht haben und kein Diabetes in der Familie. Übergewicht spielt sicher nicht bei allen PCOS Patientinnen eine Rolle.

Zyklusstörung: Unregelmäßige Eisprünge und eine unregelmäßige Regelblutungen treten fast immer im Rahmen eines PCOS auf. Viele dieser Frauen kennen keine regelmässige Zyklen und in einigen Fällen muss auch die erste Menstruation mit Hilfe von Hormonen gestartet werden.

Im Ultraschallbild finden sich am Eierstock viele kleine Eibläschen, die manchmal perlschnurartig angeordnet sein können. Die Hülle des Eierstocks (Tunica albuginea) kann verdickt und die Eierstöcke vergrössert sein. Manchmal wird dieses Mekmal auch im Rahmen einer Bauchspiegelung festgestellt.

Was für Befunde können im Blut nachgewiesen werden?

Häufig finden sich erhöhte männliche Hormonspiegel (Testosteron, Androstendion, DHEAS). Teilweise sind die männlichen Hormone auch im Normbereich und trotzdem sind die entsprechenden Symptome nachweisbar. Hier kann das Sex-Hormon Binding Globulin (SHBG) vermindert und somit die Menge der freien männlichen Hormon im Blut zu hoch sein. Man spricht von einer relativen Hyperandrogenämie mit erhöhtem Freien Androgenindex (FAI).

Richtungsweisend sind auch eine Kontrolle der weiblichen Steuerhormone (LH und FSH) sowie des Östrogenspiegels. LH und FSH werden in der Fachsprache als Gonadotropine bezeichnet. Wenn mehr LH als FSH im Blut nachweisbar ist, spricht man von einer verschobenen LH/FSH-Ratio, welche ebenfalls im Falle eines PCOS typisch ist.

Bei vielen PCOS Patientinnen findet sich ein hoher AMH-Wert (Anti-Müller-Hormon) im Blut. Der AMH-Wert spiegelt wider, wieviele Eibläschen noch in den Eierstöcken der Frau gespeichert sind und sagt daher aus wie gut die sogenannte Ovarreserve einer Frau ist. Frauen mit PCOS haben häufig AMH-Werte, die im oberen Normbereich oder sogar deutlich darüber nachweisbar sind.

Zur Überprüfung des Blutzuckerstoffwechsels sind eine Kontrolle von Insulin und Nüchternglucose notwendig. Aus diesen beiden Werten kann dann die sogenannte HOMA-IR (Homeostasis Model Assessment- Insulinresistenz) berechnet werden. Werte über 2,5 bestätigen eine Insulinresistenz und rechtfertigen den Einsatz von Metformin zur Verbesserung des Zuckerstoffwechsels.

Es ist wichtig zu betonen, dass das Ergebniss einer Blutentnahme nur dann aussagekräftig ist, wenn man sie zum richtigen Zeitpunkt im Zyklus und zur richtigen Tageszeit abnimmt. Daher sollte eine Blutentnahme im Rahmen der PCOS-Diagnose unbedingt am Anfang des Zyklus, also zwischen dem 2. und 5. Zyklustag und morgens und nüchtern abgenommen werden.

Was für Spätfolgen kann ein PCOS haben?

Es gilt inzwischen durch viele Studien als gesichert, dass Frauen mit einem PCOS ein erhöhtes Risiko für einen gestörten Glucosestoffwechsel, für einen Schwangerschaftsdiabetes und für die Entwicklung eines Diabetes mellitus Typ II haben. Das Risiko ist bei Patientinnen mit gleichzeitigem Übergewicht höher, aber auch normalgewichtige Patientinnen sind davon betroffen.

Dauerhaft hohe Insulinspiegel können in ungünstigen Fällen – wenn weitere Risikofaktoren hinzukommen – zu Ablagerungen in den Blutgefäßen führen. Liegen mehrere der folgenden Symptome vor, fasst man dies in der Fachsprache mit dem Begriff »metabolisches Syndrom« zusammen: Übergewicht (Adipositas), Bluthochdruck (Hypertonie), Fettstoffwechselstörung (Hyperlipidämie), Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), hoher Blutzucker (Diabetes mellitus). Bei Verdacht auf das Vorliegen eines metabolischen Syndroms ist eine Kontrolle der Blutfette und bei Bedarf eine weitere Behandlung durch den Hausarzt nötig, um langfristige Risiken zu senken. Ebenso muss der Blutdruck überprüft und ggf. behandelt werden und bei Übergewicht entsprechende Behandlung aufgegleist werden.

 

Gut zu wissen

Aufgrund der Möglichkeit der Prävention von Folgeerkrankungen ist es von größter Bedeutung, ein PCO-Syndrom bereits so früh als möglich zu erkennen!

Patientinnen mit PCOS kämpfen mehr als doppelt so häufiger mit psychischen Problemen als Frauen ohne Stoffwechselstörung. Hierzu zählen vor allen Dingen die Depression und Angststörungen. Begründet wird das gehäufte gemeinsame Vorkommen dieser Erkrankungen durch ein häufig schlechteres Selbstbild und Selbstbewusstsein der PCO-Patientinnen u.a. durch äusserliche Merkmale wie Übergewicht, Akne und auch Kinderlosigkeit.

Wenn Frauen mit einem PCOS über viele Jahre nicht therapiert werden und keine Regelblutung durch eine kontrollierte Hormontherapie ausgelöst wird, ist das Risiko an Gebärmutterkrebs zu erkranken ebenfalls erhöht. Daher ist es wichtig sich bei deutlich verlängerten Zyklen oder unregelmässigen Blutungen eine Kontrolle in einer gynäkologischen Praxis zu vereinbaren.

Wie wird ein PCOS behandelt?

Das Syndrom der Polyzystischen Ovarien ist eine komplexe hormonelle Störung, eine Standardtherapie gibt es daher nicht. Auch ist die notwendige Therapie abhängig von der Lebensphase der Frau und ihren aktuellen Bedürfnissen. So wünscht sich eine jugendliche Patientin mit sehr unregelmässigen Zyklen und Akne, einen regelmässigen Zyklus, vielleicht eine sichere Verhütung und schöne Haut. Diese Patientin kann mit einer Pille, die die männlichen Hormone unterdrückt gut und sicher behandelt werden. Einer Frau mit Kinderwunsch und den gleichen Problemen kann in vielen Fällen mit einer hormonellen Therapie in Form von Tabletten oder Spritzen zu regelmässigen Zyklen, zu einem Eisprung und zu einer Schwangerschaft verholfen werden.

Die Diagnose eines PCO-Syndroms oder auch der Verdacht auf ein PCOS geht für viele Patientinnen häufig mit Ängsten einher, viele Frauen fürchten nie schwanger werden zu können. Daher ist es sehr wichtig bei V.a. PCOS von einer Fachperson behandelt zu werden und sich bei unerfülltem Kinderwunsch zügig an ein Kinderwunschzentrum zu wenden.

Leider lässt sich das PCOS nicht mit einer Tablettengabe für wenige Tage heilen, aber wenn bestimmte präventionsmedizinische Aspekte berücksichtigt werden, muss ein PCOS keine Einschränkung der Lebensqualität bedeuten. Eine aktive Mitarbeit der Frau im Rahmen der Ernährungs- und Lifestyle-Beratung oder die Einnahme von Hormonen zur Regulierung der Zyklen oder zur Behandlung der Insulinresistenz ist allerdings häufig langfristig nötig.

Autor: Dr. med. Martina Nordin

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